Gaertner, Bettina: Die Attestierung von Arbeitsunfähigkeit bei Patient*innen mit psychischen und somatoformen Beschwerden - Erfahrungen von Hausärzt*innen in städtischen und ländlichen Regionen Sachsen-Anhalt

Hintergrund

Die Attestierung von Arbeitsunfähigkeit (AU) bei Patient*innen, die wegen psychischer und somatoformer Beschwerden in die hausärztliche Sprechstunde kommen, ist je nach Art, Dauer, Intensität der präsentierten Symptomatik eine komplexe und manchmal auch konfliktträchtige Aufgabe für Hausärzt*innen. Die Attestierung einer AU hat abgesehen von Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Patient*innen ökonomische und soziale Folgen für die Unternehmen, Kostenträger und Anverwandte. Für die Patient*innen soll der Erhalt einer "Krankschreibung" den Genesungsprozess durch Arbeitsruhe fördern, kann aber auch bei dysfunktionalem Umgang mit der Erkrankung Schaden durch Anstoßen einer Chronifizierung anrichten.

Zielsetzung und Fragestellung

Diese Arbeit soll zum Verständnis hausärztlichen Entscheidens und Handelns bei der Attestierung von Arbeitsunfähigkeit beitragen. Es geht um die Frage, nach welchen Kriterien und für welchen Zeitraum Hausärzt*innen bei Patient*innen mit psychischen und somatoformen Beschwerden Arbeitsunfähigkeit attestieren und wie sie die sozialen Konsequenzen für die Beteiligten reflektieren.

Methodik

Im Rahmen des DFG-geförderten Forschungsprojekts "Zwischen Fall- und Systembezug: Professionelles Selbstverständnis und Handlungslogiken von Hausärzten bei der Attestierung von Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Beeinträchtigung" (GZ: HE 5524/4-1) wurden 39 leitfadengestützte, qualitative Interviews mit Hausärzt*innen in städtischen und ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts durchgeführt. Diese Interviews dienen als Grundlage für die Bearbeitung der Fragestellung.

Fallerzählungen und Beschreibungen zum strategischen Vorgehen werden im Forschungsstil der Grounded Theory Method nach Strauss und Corbin (2010) unter Zuhilfenahme der Software MAXQDA 12. Version (VERBI) ausgewertet.