INSTITUT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN

Newsletter 2023

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Weihnachtskerzen

Grußworte zum Jahreswechsel


Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Interessierte!

Nach der Coronapandemie waren wir alle in diesem nun zu Ende gehenden Jahr konfrontiert mit weiteren Verunsicherungen in unserem Alltag: Bilder von grausamen und leidvollen Bildern von Kriegen, spürbaren Veränderungen unseres Klimas und auch nahbaren Veränderungen in der Organisation unserer täglichen Arbeit durch Transformationsprozesse der Digitalisierung. Dank der Erfahrungen mit neuen digitalen Formaten in der Lehre während der Coronapandemie konnten wir diese nutzen, Vorlesungen aus hausärztlichen Praxen in den Regelbetrieb zu übernehmen. Die anstehende Veränderung der ärztlichen Approbationsordnung, die nun Ende 2028 kommen soll, nahmen wir zum Anlass, bereits jetzt neue Lehrformate zu erproben, so dass die Allgemeinmedizin nun bereits im 3. Studienjahr sich im Rahmen des sogenannten “Klopfkurses” einbringen kann. Mit der anstehenden Umsetzung der neuen Approbationsordnung werden wir zukünftig bereits in der Vorklinik in mehreren Semestern Blockpraktika in der hausärztlichen Medizin anbieten. Auch für mündliche und praktische Prüfungen im Staatsexamen wird dann die Allgemeinmedizin gebraucht werden. Es ist die Chance, das Interesse für eine spätere hausärztliche Tätigkeit bei unseren Studierenden zu wecken bzw. zu stärken! Dafür brauchen wir noch weitere engagierte Lehrärztinnen und Lehrärzte, die für ihren Beruf brennen und ihre Begeisterung weitergeben möchten. Wer daran interessierte Kolleginnen oder Kollegen kennt, möge sie ansprechen und ermuntern sich bei uns zu melden.

Über unsere verschiedenen Aktivitäten in Lehre und Forschung berichtet der vorliegende Newsletter!

Allen, die tatkräftig und zielführend mitgewirkt haben, gilt mein herzlichster Dank!

Ich wünsche allen besinnliche und erholsame Festtage und ein frohes neues Jahr, gerade jetzt in diesen besonderen Zeiten!

Ihr Markus Herrmann und das Team des Instituts für Allgemeinmedizin (IALM)

Aktuelle Informationen
» Personalien - Vorstellung Dr. Kristina Geue
» Weitere Themen
Lehre
» Lehrveranstaltung "Untersuchungskurs Allgemeinmedizin - Klopfkurs" dauerhaft in das Curriculum aufgenommen
» Weitere Themen
Forschung
» Vorstellung des Habilitationsprojektes von Dr. Martin Berwig
» DEGAM-Kongress 2023 - Selbstfürsorge und kommunikative Kompetenz im hausärztlichen Handeln
» Potentiale für eine familienorientierte hausärztliche Versorgung von Morgen
» Aktuelle Studien Dr. med. Kay-Patrick Braun
» Weitere Themen

Aktuelle Informationen

Personalien - Vorstellung Dr. Kristina Geue

Im Oktober begann Frau Dr. Kristina Geue am Institut als Wissenschaftliche Mitarbeiterin. Sie absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau, bevor sie ihr Psychologiestudium in Leipzig aufnahm. Nach Abschluss Ihres Studiums arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universität Leipzig. Sie widmete sich dort der psychoonkologischen Forschung und promovierte zur Thematik „Kunsttherapeutische Angebote in der psychoonkologischen Versorgung“. Sie leitete mehrere Drittmittelprojekte, die sich mit der Lebens- und Versorgungssituation von jungen Erwachsenen, die an Krebs erkranken, beschäftigten. Ferner unterrichtete sie Medizinstudierende in der Psychoonkologie, Prävention und Gesundheitsförderung sowie in Ärztlicher Gesprächsführung. Zeitgleich absolvierte sie die Weiterbildung zur systemischen Einzel-, Paar- und Familientherapeutin und war jahrelang in der Leipziger Familienberatungsstelle KinderschutzZentrum e.V. tätig und unterstützte Familien in herausfordernden Lebenslagen. Zuletzt qualifizierte sich Frau Dr. Geue zur Psychoonkologin weiter. Sie ist nun am IALM in Lehre und Forschung tätig und interessiert sich insbesondere für die familienmedizinische bzw. -therapeutische Versorgungsforschung.

Lehre

Klopfkurs_2_Lehre Lehrveranstaltung "Untersuchungskurs Allgemeinmedizin - Klopfkurs" dauerhaft in das Curriculum aufgenommen

Im Sommersemester 2023 fand die Pilotveranstaltung der neuen Lehrveranstaltung „Untersuchungskurs Allgemeinmedizin“ statt, in der Studierenden des 3. Studienjahres mit Hilfe von Schauspielpatient:innen die Anwendung klinischer Scores für die allgemeinärztliche Versorgung praxisnah vermittelt wurde.

Mit freundlicher Unterstützung des Instituts für Allgemeinmedizin der Philipps-Universität Marburg wurden klinische Scores, wie z.B. der Marburger Herz-Score von der Entwicklung über die Validierung im primärärztlichen Setting bis zur klinischen Anwendung in der Sprechstunde erklärt und mit den Studierenden geübt (siehe Bild). Alle Studierenden absolvierten eine OSCE-Prüfung (Objective Structured Clinical Examination).

In einer im Rahmen einer Begleitstudie durchgeführten Befragung (Präsenzlehrformat n =81; E-Learning n = 83) konnte ein sehr großer Lerneffekt gezeigt werden. Studierende im Präsenzlehrformat lernten dabei besser als Studierende einer Vergleichsgruppe, die an einem E-Learning-Format teilgenommen haben. Die Noten in der OSCE-Prüfung zwischen den beiden Lehrformaten unterschieden sich ebenfalls statistisch signifikant zugunsten der Studierenden, die das Präsenzlehrformat absolviert hatten (t = -2,20, p < 0.05). 

In qualitativen Interviews zur Evaluation des Lernprozesses wurde von den Studierenden insbesondere der praktische Anwendungsbezug der Lehrveranstaltung hervorgehoben.

Denn auch wenn Sie als Lehrärzt:innen in Ihrem Berufsalltag in der eigenen Praxis klinische Scores unter Umständen nur in Einzelfällen einsetzen, ist es für Berufsanfänger:innen nicht immer einfach, bei potentiell bedrohlichen Symptombildern strukturiert relevante diagnostische Informationen zu erheben und konkrete diagnostische und therapeutische Schritte einzuleiten und im Praxisalltag nicht den roten Faden zu verlieren.

Wir freuen uns, dass der „Untersuchungskurs Allgemeinmedizin“ dauerhaft in das Curriculum der Otto-von-Guericke-Universität aufgenommen wurde. Hiermit macht das IALM einen ersten Schritt zur Erweiterung des allgemeinärztlichen Lehrangebots im Rahmen der Umsetzung der neuen ärztlichen Approbationsordnung.

Forschung

Vorstellung des Habilitationsprojektes von Dr. Martin Berwig

In Deutschland werden derzeit über 1.2 Mio. Menschen mit Demenz zu Hause durch pflegende Angehörige betreut und gepflegt. Dies ist häufig belastender als Angehörige mit einer anderen chronischen Erkrankung zu betreuen bzw. zu pflegen. Daher benötigen insbesondere pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Betreuungs- und Pflegeaufgaben. Bei der Identifizierung dieser Zielegruppe und dem Erkennen ihrer Belastungen, Beschwerden und Unterstützungsbedarfe spielen Hausärzt:innen eine Schlüsselrolle. Bezüglich ihres therapeutischen Vorgehens stehen ihnen direkte hausärztliche (Beratung und Informieren, Fall-/Pflegemanagement oder Übergangsmanagement) und indirekte (z.B. Angehörigengruppen oder ehrenamtliche Betreuung der:des Angehörigen mit Demenz nach SGB XI §45a) Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung. Auf letztere kann die im hausärztlichen Beratungsgespräch verwiesen und deren Inanspruchnahmen angeregt werden.

Im Rahmen des Habilitationsprojektes von Dr. Berwig wurden drei Folgeprojekte von der Prävention bis zur Rehabilitation (Reha) durchgeführt, die alle das Ziel hatten, eine nichthausärztliche Multikomponenten-Intervention zur Unterstützung von pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz aus dem US-amerikanischen Kontext nach Deutschland zu übertragen. Die Intervention bestand aus einem Hausbesuchsprogramm und einer sozialen Unterstützungskomponente bzw. telefonischen Unterstützungsgruppen. Zunächst wurde nur das Hausbesuchsprogramm umgesetzt und evaluiert. Im Anschluss erfolgte in zwei weiteren Projekten die Umsetzung und Evaluation der telefonischen Unterstützungsgruppen zunächst separat und dann als Nachsorgemaßnahme im Anschluss an eine medizinische Reha für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz. Die Ergebnisse zeigen, dass das Hausbesuchsprogramm und die telefonischen Unterstützungs- bzw. Nachsorgegruppen bezüglich relevanter gesundheitsbezogener Zielgrößen wirksam sind. Daher können das Hausbesuchsprogramm und die soziale Unterstützungskomponente separat oder in Kombination zur Implementierung in das deutsche Gesundheitssystem empfohlen werden. Ziel ist es, dass beide Unterstützungsmaßnahmen als nichthausärztliche Interventionen in der Primärversorgung zur Verfügung stehen.

Weiterführende Literatur:

Berwig, M., Lessing, S., Deck R. (2022). Telephone-based aftercare groups for family carers of people with dementia - results of the effect evaluation of a randomised controlled trial. BMC Health Services Research, 22(1):177 [Open-Access-Zugang: LINK]

Dichter, M. D, Albers, B.; Trutschel D.; Ströbel, A. M.; Seismann-Petersen, S.; Wermke, K.; Halek, M.; Berwig, M. (2020). TALKING TIME: A pilot randomized controlled trial investigating social support for informal caregivers via the telephone. BMC Health Services Research, 20:788 [Open-Access-Zugang: LINK]

Berwig, M., Heinrich, S., Spahlholz, J., Hallensleben, N., Brähler, E., & Gertz, H.-J. (2017). Individualized support for caregivers of people with dementia - Effectiveness of the German Adaptation of REACH II. BMC Geriatrics, 17(1):286. [Open-Access-Zugang: LINK]

DEGAM-Kongress 2023 - Selbstfürsorge und kommunikative Kompetenz im hausärztlichen Handeln

Zum dritten Mal konnten die beiden Referenten Prof. Herrmann und Dr. Vogelsänger auf einem DEGAM-Kongress das Thema Selbstfürsorge, Lebensqualität, gelingende ärztliche Kommunikation und professionelles Handeln im Rahmen eines Workshops vorstellen. Damit fand der 2019 in Erlangen begonnene und 2021 in Lübeck fortgeführte Austausch eine Fortsetzung, verbunden mit dem Ziel, die Bildung eines deutschlandweiten Netzwerks von Interessierten aus Lehre und Praxis zu unterstützen. Zur Mittagszeit fanden sich mehr als 40 Interessierte, vor allem junge Kolleg:innen, ein, um den Referenten zu lauschen, die einen Mix von praktischen Übungen und Präsentationen offerierten. Prof. Herrmann eröffnete mit einer Count-Down-Atemmeditation, die auch fester Bestandteil des von der Oberberg Stiftung Matthias Gottschaldt sehr großzügig geförderten und seit 2018 bereits sechsmal angebotenen klinischen Wahlpflichtfachs „Weniger Stress, mehr Kompetenz“ ist. Dr. Vogelsänger skizzierte die Problematik mangelnder ärztlicher Selbstfürsorge, die weltweit Anlass zur Sorge gebende gesundheitliche Belastung von Medizinstudierenden und Ärzt:innen, den Rückgang der Bereitschaft zur Empathie bei Medizinstudierenden und die Empathieschöpfung bei Ärzt:innen wie auch die Bestrebungen der Weltärzt:innenschaft, diesem wirksam entgegen zu wirken. Er stellte das am IALM entwickelte und am ReSource-Projekt der Max-Planck-Gesellschaft wie auch am Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) orientierte gestufte Programm der „Magdeburger Achtsamkeitsmodule (MAM)“ vor, das auch im Rahmen von Fortbildungen ärztliche Kolleg:innen unterstützen soll, sich diesen Herausforderungen noch wirkungsvoller zu stellen. 

Wissenschaftlich validierte achtsamkeitsbasierte Techniken helfen beim Bewahren von Selbstfürsorge, Empathie und (Selbst-)Mitgefühl, im Umgang mit schwierigen Gefühlen wie auch in der ärztlichen Kommunikation. Auch können diese Techniken in der Versorgung von Patient:innen angewandt werden. Ergänzend berichtete Prof. Herrmann von den mit Studierenden durchgeführten Übungen zur ärztlichen Kommunikation, zu denen u. a. die Arbeit mit dem NURSE-Schema und mit den Basisemotionen nach Ekman gehören. Die lebhafte Diskussion aber auch eine Reihe von Mailanfragen mit der Bitte um Zusendung der Präsentation wie auch Übungsmaterial zeugten vom großen Interesse der Teilnehmenden. Es wurde uns rückgemeldet, wie wertvoll auf einem wissenschaftlichen Kongress die Einbeziehung von Übungen zu achtsamer Praxis bei den Teilnehmenden ankam.

Potentiale für eine familienorientierte hausärztliche Versorgung von Morgen

Um Krankheit zu beschreiben und zu klassifizieren wird der Blick in der Medizin vor allem auf die/den Einzelne:n gelenkt und dessen Defizite erfasst. Krankheiten stehen außer mit dem Lebensstil und diversen Umwelteinflüssen aber ebenso mit der Herkunft und der Familie in Zusammenhang. Die Familien von unseren Patient:innen mitzudenken, auch wenn sie nicht im Sprechzimmer anwesend sind, beherzigt die Familienmedizin. Familienmedizin ist integraler Teil der Allgemeinmedizin. Durch die Etablierung einer systemischen (Familien)therapie in Deutschland im Versorgungssystem stellt sich die Frage, wie eine Primärversorgung von Morgen davon profitieren kann. Entwicklungen in der Primärversorgung latein- und angloamerikanischer Länder zeigen wie Familienmedizin durch eine systemische Perspektive gewinnen kann. Eine systemische Perspektive, die auf Ressourcen von Kollektiven schaut, reicht im angloamerikanischen Kontext fast 100 Jahre zurück.

In der ersten Hälfte diesen Jahres konnten im Rahmen einer Forschungsreise in zwei Regionen im Nordosten von Brasilien Einblicke gewonnen werden, in der täglichen Praxis verschiedener Gesundheitsteams in der Primärversorgung. Dortige Ärzt:innen der Familien- und Gemeindemedizin sind nicht nur erste Anlaufstellen für gesundheitliche Probleme der Bewohner:innen der Gemeinde, sie sorgen sich auch um das Wohl der Familien und die medizinischen und psychosozialen Probleme in den Gemeinden. Die Berufsentwicklung in der Primärversorgung ist interprofessionell angelegt durch eine multiprofessionelle Weiterbildung. Die Ärzt:innen arbeiten in einem multidisziplinären Team. Sogenannte Gesundheitsagent:innen, Bewohner:innen der Gemeinde suchen regelmäßig einmal pro Monat Familien auf, Gruppenvisite von Patient:innen mit arterieller Hypertonie und Diabetes mellitus finden an einem öffentlichen Versammlungsort im Freien statt. Präventive Hausbesuche in prekären sozialen Lebensbedingungen werden genutzt zur Identifikation von Gesundheitsproblemen und -ressourcen. Niedrigschwellige systemische Gruppen in den Gemeinden werden angeboten zur Förderung der mentalen Gesundheit.

Auch wurden spezielle familienmedizinische Werkzeuge identifiziert und in ihrer Anwendung im Zugang zu den Familien beobachtet, die bereits seit den achtziger Jahren in zahlreichen internationalen Publikationen vorgestellt wurden, und die Familienmedizin in vielen Ländern unterstützen. Hierzulande kommen meist nur wenige dieser Werkzeuge in der hausärztlichen Praxis bislang zum Einsatz. Diese haben zum einen das Ziel, familiäre Belastungen der Patient:innen zu identifizieren und zum anderen verborgene Ressourcen innerhalb des Familienverbandes aufzudecken und für eine familienmedizinische Intervention heranzuziehen.

Bei dem diesjährigen DEGAM-Kongress wurden verschiedene dieser Instrumente vorgestellt und vertiefend in einem gemeinsamen Workshop zur Familienanamnese der seit 2012 bestehenden bundesweiten Arbeitsgruppe „Familienmedizin“, die kontinuierlich an der systematischen Erschließung des Forschungsfeldes „Familienmedizin in der hausärztlichen Praxis“ arbeitet, vertiefend diskutiert.

Weiterführende Literatur:

Herrmann, Markus; Kalitzkus, Vera; Wilm, Stefan; Familienmedizin, Systemische Familientherapie, Systemische Familienmedizin - Plädoyer für eine familienorientierte Primärversorgung von morgen Ärztliche Psychotherapie - Stuttgart : Thieme, Bd. 18 (2023), Heft 4, S. 255-25

Herrmann, Markus; Systemische Aspekte in der Familienmedizin in Brasilien; Ärztliche Psychotherapie - Stuttgart : Thieme, Bd. 18 (2023), Heft 4, S. 283-285 

Aktuelle Studien Dr. med. Kay-Patrick Braun

1. Wissen und Einstellung von Hausärzt:innen und Patienten zur Vorsorge von Kolorektalem- und Prostata-Karzinom (KABOT-Survey-Study)

Das kolorektale und das Prostatakarzinom gehören zusammen mit dem Bronchialkarzinom zu den drei häufigsten Krebserkrankungen des Mannes. Auch bei den krebsbedingten Todesursachen sind sie führend. Bezüglich des kolorektalem Karzinoms haben in Deutschland alle gesetzlich versicherten Männer ab dem 50. Lebensjahr Anspruch auf eine Koloskopie. Seit 2019 existiert darüber hinaus ein Einladungsprogramm der Krankenkassen. Bezüglich des Prostatakarzinoms haben gesetzlich versicherte Männer hingegen nur Anspruch auf eine digital rektale Untersuchung. Diese wird jedoch nicht als Vorsorgeuntersuchung eingestuft. Die PSA-Wertbestimmung erfolgt nur auf individuellen Wunsch nach intensiver Aufklärung. In mehreren Arbeiten konnte gezeigt werden, dass die Hausärzt:innen die wichtigsten Informationsquellen für Patienten zum Thema Vorsorge sind.

Unsere KABOT-Studie befasst sich einerseits mit der Frage nach dem Wissen, der Inanspruchnahme und der Einstellung von Patienten zu den genannten Vorsorgeuntersuchungen. Hierzu erfolgte eine Datenerfassung zum einen im Jahre 2009 zum anderen in den Jahren 2021/22. Wir können somit einen Zeitraum von 12 Jahren überblicken. Die Ergebnisse bezüglich der Angaben der Patienten befinden sich gerade in der Phase der Auswertung und Publikation. Des Weiteren erfolgt aktuell neuerlich eine Datenerhebung bei Hausärzt:innen, um auch hier weitere Aussagen treffen zu können.

2. Zufriedenheit von Hausärzt:innen mit Ihrem Arbeitsumfeld in Deutschland
(ZUHARD-Survey-Study)

Ärztinnen haben ein erhöhtes Risiko für ein Burnout-Syndrom. Innerhalb dieser Berufsgruppe sind Hausärzt:innen bei dieser Erkrankung nochmals im oberen Feld zu finden. Neben den Folgen für die Betroffenen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Depression konnten auch ein Zusammenhang mit vermehrten Behandlungsfehler und einem schlechteren Therapieergebnis gefunden werden.

Die ZUHARD-Studie beschäftigt sich mit der Frage der Zufriedenheit von Hausärzt:innen mit ihrem Arbeitsumfeld. Neben der Erhebung des Burnout-Risikos und der Ermittlung möglicher auslösender bzw. protektiver Faktoren werden insbesondere auch Gründe für Zufriedenheit und Unzufriedenheit in der täglichen Arbeit erfasst. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund des drohenden und in vielen Bereichen schon bestehenden Hausärzt:innen-Mangels von großer Bedeutung. Hierbei ist explizit die Frage nach dem Wunsch, den aktuellen Arbeitsplatz verlassen zu wollen, von großer Bedeutung. Neben der bereits abgeschlossenen deutschlandweiten Datenerhebung ist aktuell ein europäischer Vergleich mit Befragung in ausgewählten europäischen Ländern in Arbeit.

3. Interkulturelle Kompetenz von Hausärzt:innen (INKOHA-Survey-Study)

Die tägliche Arbeit von uns Hausärzt:innen ist in zunehmendem Maße mit der Versorgung von Patient:innen mit Migrationshintergrund geprägt. Neben den unterschiedlichen kulturellen Hintergründen treten hier teilweise auch sprachliche Barrieren auf.

Die INKOHA-Studie befasst sich mit der interkulturellen Kompetenz von Hausärzt:innen. Hierbei kommt ein standardisierter Fragebogen zum Einsatz. Aktuell befindet sich diese Studie in der Phase der Datenerfassung. Von welch großem Interesse diese Thematik ist, spiegelt sich in der hohen Beteiligung wieder.

BILDNACHWEIS:

Bild 1: UMMD intern, Bild 2: © Zaleman - stock.adobe.com, Bild 3:  Klopfkurs - Jonas Werner, Bild 4/5: DEGAM Kongress 2023 - Prof. Markus Herrmann

 

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Letzte Änderung: 21.12.2023 - Ansprechpartner:

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